42 Kilometer ist unser Dauercamper Frank neulich beim Berlin Marathon gelaufen. Grund genug, um mal n bissken zu erzählen, was für starke Typen man bei uns im Naturpott trifft.
Dass Frank 4-fach Opa ist, sieht man ihm nicht an. Schnittig sieht er aus – ist ja auch gerade in Topform. Vor ’nem guten Jahr hat er sich zusammen mit dem Schwiegersohn für seinen ersten Marathon angemeldet. Und hatte dann zwei Monate später, als die Anmeldebestätigung eintrudelte, gar nicht mehr so richtig aufm Schirm, dass die überhaupt noch ausstand. Bekommt nämlich nicht jeder ne Startnummer für den Berlin Marathon. Wer sich anmeldet, landet erstmal im Lostopf.
Das große Marathon-Los gezogen hatte dann eben unter anderem auch unser Frank – und ab dem Zeitpunkt der Zusage wurde dann auch konsequent trainiert: 4 Mal die Woche, 9 Monate lang.
Begeisterte Mitläufer kamen und gingen – aber Frank blieb in seinem Training. War auch nötig, sagt er. Vorher hat er gut 30 Jahre Handball gespielt. Und wer nach so ner langen Zeit aussetzt, setzt bald an… Ihr wisst schon.
Wer aussetzt, setzt an
Mit seinen Leuten vom Lauffieber Dortmund gingen die Vorbereitungen voran, die angepeilten 5 Stunden schienen gut machbar. Dann, t-4 Wochen: Der große Rückschlag: Ein Schienbeinkantensyndrom, oder kurz: der Fuß tut höllisch weh. Bedeutet, dass Frank erstmal nicht trainieren kann, so kurz vor knapp. Also ab aufs Ergometer und hoffen, dass bis zum Marathon alles wieder halbwegs in Ordnung ist.
Und das ist es. Quasi: Am 29. September steht Frank wie ne eins vor der Siegessäule, bereit, 42 Kilometer per pedes durch Berlin zu juckeln. Die Stimmung ist gut, die Berliner Zuschauer feuern vom Rand aus so gut an, dass die ersten Kilometer einfach verfliegen.
Die Namen der Läufer stehen auf den Startnummern, vom Rand rufen fremde Menschen „Go Frank, GOOO!“
Frank hält sich an die sogenannter Pacer, also die Jungs und Mädels, die konstant eine bestimmte Zeit laufen und den Läufern als Orientierungshilfe dienen. Bis Kilometer 38 hält er stramm mit, dann machen sich plötzlich die letzten 4 Wochen ohne Training in den Wadenmuskeln bemerkbar. Frank fällt leicht zurück. Die Traube an Menschen, mit denen er die letzten Stunden zusammen gelaufen ist, entfernt sich.
Das spielt für Frank in dem Moment aber auch keine Rolle, Hauptsache die mittlerweile völlig verhärteten Muskeln machen noch gut 5 Kilometer mit. Während er sich durchkämpft, kommt er mit einem Läufer ins Gespräch, der anfangs auch in seiner Gruppe war, sich aber mittlerweile offenbar ebenfalls gelöst hat: Wolfgang, etwas älter als Frank. Läuft seinen 8. Marathon. Die beiden feuern sich auf die letzten Kilometer an, motivieren sich gegenseitig, nicht aufzugeben und laufen schlussendlich zusammen ins Ziel. 5:04:57 ist Franks Zeit. Grandiose Leistung, wie wir finden. Überhaupt erstmal 42 Kilometer zu stemmen – großes Kino!
Frank will die 5-er-Marke knacken – nächstes Jahr.
Falls ihr euch fragt, was aus Wolfgang geworden ist: Wir wissen es nicht – und viel schlimmer: Frank weiß es auch nicht. Die beiden Laufkumpels haben sich im Ziel aus den Augen verloren (da hatte Frank vermutlich nur noch Augen für seine Frau Tina, die auf ihn gewartet hat) und sind sich danach nicht mehr über den Weg gelaufen.
Wolfgang, Keule. Falls Du das liest – melde Dich bei uns, wir vermitteln den Kontakt zu Frank und laden Dich zu uns innen Naturpott ein, ker.
Und Frank, den Titel „Dauercamper des Monats“ haste Dir redlich verdient. Straffe Leistung, wir sind stolz auf Dich!
Fotos: Privat, Jakob Owens